Für mich persönlich ist (in Deutschland) Pfefferspray das Abwehrmittel Nr. 1. Und da ich dazu immer wieder Fragen gestellt bekomme, versuche ich hier vollumfänglich auf alles einzugehen was man über Pfefferspray wissen muß. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen und sind mit Sicherheit nicht abschließend.
Wirkung
Wirkstoff in den meisten Pfeffersprays ist Oleoresin Capsicum (OC) bzw. Capsaicin oder (seltener) dessen synthetisches Analogon Nonivamid.
Grundsätzlich: Die stärkste Abwehrwirkung erreicht man bei Kontakt mit den Schleimhäuten oder einatmen des Wirkstoffes.
Während es bei Hautkontakt nur zu einem unangenehmen brennen kommt, führt Kontakt mit den Augen zu heftigen Schmerzen, und das sofortige anschwellen der Schleimhäute an den Augenliedern lässt den Angreifer die Augen reflexartig schließen. Das einatmen von Pfefferspray führt häufig zu einem regelrechten “Nock-Down Effekt”, da es durch die starke Reizung der Lunge zu Hustenanfällen und Atemnot kommt.
Rechtliches
Pfefferspray ist in Deutschland nur zur Abwehr agressiver Tiere zugelassen. Daher muß auch jedes Pfefferspray als Tierabwehrspray gekennzeichnet sein. Der Einsatz gegen Menschen ist nur im Rahmen der Notwehr und Nothilfe gerechtfertigt.
CS Gas und Jet Protector werde ich gegebebenfalls in einem separaten Artikel behandeln. Hier geht es erstmal rein um Pfeffersprays.
Hersteller
Die häufigste Frage ist sicher die nach dem besten Hersteller und die häufigste Antwort darauf ist “Fox Labs”. Fox Labs hat mit seinem Fox 5.3 mit Sicherheit eines der stärksten Pfeffersprays auf dem Markt, nur leider ist dieses, aus gewissen Gründen, in Europa nicht mehr erhältlich. Und ob der Nachfolger “Mean Green” in seiner Effektivität an Fox 5.3 heranreicht kann ich nicht beurteilen.
Grundsätzlich empfehle ich Pfeffersprays von bekannten Markenherstellern wie Fox Labs, Sabre Red, Mace, Hoernecke (TW1000) oder KKS (OC 5000). Manchmal ist es auch so das eher unbekannte Hersteller Ihre Sprays komplett von einem dieser Markenhersteller fertigen lassen und dann nur noch ihr Label auf die Dose kleben, da ist dann aber Einzelfallrecherche angesagt um den “Abfüller” herauszufinden.
Die Finger lassen würde ich von den ganzen 3 Euro Sprays. Diese mögen sicher Ihren Dienst tun, aber man sollte immer bedenken für welche Situationen man sich so ein Spray anschafft. Mein Leben möchte ich nur ungern an ein Pfefferspray aus dem Discounter hängen. Generell würde ich den Preisrahmen für ein gutes Pfefferspray bei rund 30 Euro abstecken. Wenn man voraussetzt das die meisten Sprays 3 Jahre haltbar sind, reden wir, über den gesamten Zeitraum gerechnet, von monatlichen Kosten in Höhe von 80 Cent. Und wenn man es tatsächlich mal benutzen muß um in Notwehr oder Nothilfe Leib und Leben zu retten, werden die Kosten eh nebensächlich.
Gebindegrößen
Meine Faustregel für die Spraygröße lautet immer, so groß wie möglich und so klein wie nötig. Das beste Spray nutzt nichts wenn es zuhause liegt weil die Mitnahme zu unbequem wäre. Daher ist dies eine Frage die nur derjenige der sich ein Pfefferspray anschaffen will beantworten kann. Eine gute Übersicht gibt es z.B. bei Obramo-Security, im Spezialdepot oder beim Pfefferspray-Versand.
Führen
So wenig wie ein zuhause liegendes Spray einem nutzt, nutzt einem ein Spray das irgendwo im Rucksack oder auf dem Grund der Handtasche sein Dasein fristet und vor seinem Einsatz erstmal gesucht werden muß. Daher ist das beste Holster für ein Pfefferspray immernoch die eigene Hand. Was im Winter in der Jackentasche noch ganz gut funktionieren mag, stößt bei sommerlichen Temperaturen aber schnell an seine Grenzen. Daher sollte man sich grundsätzlich überlegen ein Spray zu kaufen das sich noch gut in der Hosentasche mitführen lässt oder, als Handtaschennutzer(in) eine, für sich selbst, gut zugängliche Position wählen in der das Spray festgeclippt oder mittels eingenähtem Gummiband fixiert wird. Gerade letzteres macht vielleicht ein wenig Mühe, lohnt sich aber im Fall der Fälle. Als Nutzer eines der unzähligen “Tactical (Messenger) Bags” gibt es da ja schon genug fertige Lösungen. Darüber hinaus kann man sich viele Sprays auch direkt an den Gürtel clippen oder ein Holster verwenden.
Bitte bedenkt auch das es sich bei einem Pfefferspray um einen Druckbehälter handelt. Dieser sollte weder großer Kälte noch großer Hitze ausgesetzt werden. Im Winter also am besten Körpernah transportieren und im Sommer nicht im Auto vergessen oder in die pralle Sonne stellen.
Arten der Ausbringung
Neben verschiedenen Größen gibt es auch noch verschiedene Arten der Wirkstoffausbringung welche ich euch im folgenden näher erläutern möchte.
Nebel
Lange Zeit die klassische Art der Ausbringung. Ein Nebelspray hat den Vorteil das man nicht genau zielen muß, der Wirkstoff vom Angreifer viel leichter eingeatmet wird und Brillen kaum Schutz bieten. Dafür büßt man Reichweite ein und die Gefahr der Eigen- und Fremdkontamination, gerade wenn es etwas windig ist, steigt erheblich. Von der Benutzung in geschlossenen Räumen würde ich eher abraten. Auch wer Asthmatiker ist sollte auf ein Nebelspray besser verzichten.
Flüssigstrahl
Hier tritt der Wirkstoff in Form eines einfachen Strahls, wie bei einer Wasserpistole, aus. Der gebündelte Strahl hat den Vorteil das sich damit, bei guter Reichweite, recht genau zielen lässt und die Eigen- und Fremdkontamination drastisch reduziert wird. Nachteil ist das man eben nicht nur genau zielen “kann” sondern auch “muß” und eine große Brille durchaus einen sofortigen Kontakt der Augen mit dem Wirkstoff verhindern kann. Auch ein einatmen des Sprays ist eher unwahrscheinlich.
Gel
Pfeffergels werden meist als Strahl ausgebracht und verbessern nochmal etwas die Vorteile, aber auch die Nachteile, der Sprays mit Flüssigstrahl.
Schaum
Ähnlich wie beim Gel erfolgt die Ausbringung meist als Strahl. Es gibt aber auch Schaumsprays die als konischer Strahl oder Breitstrahl ausgebracht werden. So muß man nicht so genau zielen, hat aber verglichen mit einem Nebelspray, immernoch ein reduziertes Fremdkontaminationsrisiko. Außerdem nimmt der Schaum dem Angreifer die Sicht.
Puder
Puder wirkt gezielter auf die Atemwege und beeinträchtigt die Augen weit weniger als Spray, so das getroffene Angreifer noch selbstständig den Rückzug antreten können. Außerdem macht es bei der Anwendung in geschlossenen Räumen bei weitem keine so große Sauerei wie flüssige Pfeffersprays.
Markierungsstoffe
Neben sichtbarer Markierung des Angreifers wie z.B. beim Mean Green, gibt es auch Hersteller die ihrem Sprays unsichtbare Markierungsstoffe beimengen die erst unter UV Licht sichtbar werden. Ist auf jeden Fall ein nice to have und kann die Identifizierung des Angreifers unter Umständen erheblich erleichtern.
Weiterführende Links
- Tierabwehr-Geräte im Praxis-Test – Teil 1: Feinstrahl und Gel (Pfefferspray)
- Tierabwehr-Geräte im Praxis-Test – Teil 2: Breitstrahl & Distanzgeräte (Pfefferspray, Abwehrspray)
- Der große Pfefferspray-Test – Pfefferspray mit 15 – 22ml Sprühmenge
- Der große Pfefferspray-Test – Pfefferspray mit 40 – 53ml Sprühmenge
- Der große Pfefferspray-Test – Pfefferspray mit 63ml Sprühmenge und Jet Protector
- Der große Pfefferspray-Test – OC5000 Red Pepperspray mit 400ml
- Pfefferspray Test 2013 von Krav Maga Graz
- FoxGear Channel mit Fox Labs Mean Green Demovideos
Und noch ein bißchen was zur Wirkung. 😉
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